Donald-Trump-Prozess in New York: Anwälte nehmen Michael Cohen ins Visier (2024)

SchweigegeldprozessTrumps Anwälte gehen Michael Cohen im Kreuzverhör hart an

Michael Cohen ist der Kronzeuge im Schweigegeldprozess gegen Donald Trump. Vor Gericht schilderte er nun, wie eine FBI-Razzia sein Leben auf den Kopf stellte – und seine Familie ihn überzeugte, sich von Trump abzuwenden.

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Im Schweigegeldprozess gegen Donald Trump hat am Dienstag das mit Spannung erwartete Kreuzverhör von Michael Cohen begonnen. Cohen war früher Trumps persönlicher Anwalt und galt als sein rechtlicher »Ausputzer« und »Pitbull«. Einst sagte er, er würde eine Kugel für Trump abfangen. Jetzt ist der zentrale Zeuge in dem Verfahren. Er hat eine direkte Verbindung zwischen Trump und Schweigegeldzahlungen an p*rnostar Stormy Daniels hergestellt.

Trumps Anwälte hatten Cohen schon in ihrem Eröffnungsplädoyer als von Rachegelüsten getrieben dargestellt und betont, dass er in der Vergangenheit sogar unter Eid die Unwahrheit gesagt hatte. Cohen hatte den US-Kongress während der Ermittlungen zu möglichen Verbindungen zwischen Russland und der Trump-Kampagne 2016 belogen, was er nun erneut zugab.

Trumps Verteidiger Todd Blanche startete seine Befragung mit aggressiven Fragen, die zu einem angespannten Austausch führten:

  • Blanche: »Sie haben mich auf TikTok einen weinenden kleinen Mistkerl genannt, kurz bevor dieser Prozess begann?« – Cohen: »Klingt nach etwas, das ich sagen würde.«

  • Blanche: »Ist es fair zu sagen, dass Sie durch Ruhm motiviert sind?« – Cohen: »Nein, Sir, ich glaube nicht, dass man das so sagen kann.«

»Ich würde es mir zutrauen«

Blanche bat Cohen, sich über Kopfhörer einen Ausschnitt aus einem Podcast vom Oktober 2020 anzuhören. In diesem ist zu hören, wie Cohen sagt, dass Trump Handschellen tragen müsse und dass »die Leute nicht zufrieden sein werden, bis dieser Mann in einer Zelle sitzt«. Vor Gericht sagte Cohen nun, er könne sich nicht erinnern, das gesagt zu haben, fügte aber hinzu: »Ich würde es mir zutrauen.«

Auf die Frage, ob er Trump in dem Fall verurteilt sehen wolle, wich Cohen zunächst aus: »Ich würde gern sehen, dass jemand Verantwortung übernimmt. Das liegt nicht an mir. Das ist Sache der Geschworenen und dieses Gerichts.« Doch auf erneute Nachfrage antwortete er: »Sicher.«

Ziel von Trumps Anwälten war es offensichtlich, Cohen als nach Aufmerksamkeit gierenden Lügner darzustellen, der den ehemaligen Präsidenten unbedingt hinter Gittern sehen will.

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Cohen beschrieb den Geschworenen, wie sein Leben und seine Beziehung zu Trump erschüttert wurde, als das FBI im April 2018 eine Razzia in seinem Büro, seiner Wohnung und einem Hotelzimmer durchführte. Auf die Frage der Staatsanwältin, wie er sich damals gefühlt habe, sagte Cohen: »Wie kann man beschreiben, dass sein Leben auf den Kopf gestellt wurde? Beunruhigt. Verzweifelt. Wütend.«

Trump habe ihm damals versichert, er müsse sich keine Sorgen machen, sagte Cohen. Er sei zunächst auch in Trumps Anwaltsteam geblieben. Aber seine Familie habe ihn schließlich überzeugt, sich gegen Trump zu wenden: »Meine Familie, meine Frau, meine Tochter, mein Sohn, alle sagten zu mir: ›Warum hältst du an dieser Loyalität fest? Was machst du da? Deine Loyalität sollte doch vor allem uns gelten.«

Daraufhin kooperierte Cohen mit den Behörden und bekannte sich schließlich unter anderem der Steuerhinterziehung und der illegalen Wahlkampfhilfe schuldig – weil er im Interesse Donald Trumps 130.000 Dollar Schweigegeld an Stormy Daniels gezahlt hatte. Nach seinem Schuldeingeständnis hatte Trump ihn auf Twitter beschimpft.

Cohen wurde damals zu drei Jahren Haft verurteilt und wegen der Coronakrise nach einem Jahr in den Hausarrest entlassen. Trump war zu diesem Zeitpunkt noch US-Präsident und wurde von der Staatsanwaltschaft nicht strafrechtlich verfolgt.

Berufungsgericht bestätigt Maulkorberlass

Schweigevereinbarungen zwischen zwei Parteien sind nicht illegal. Trump wird aber vorgeworfen, bei der Erstattung der 130.000 Dollar an Cohen Unterlagen manipuliert haben, um ihren wahren Grund zu verbergen. Dies habe die Zahlungen zu einer illegalen Wahlkampfspende gemacht, argumentiert die Staatsanwaltschaft. Trump habe kurz vor der Präsidentschaftswahl 2016 einen Sexskandal und Ehebruch verheimlichen wollen, um seine Chance auf das höchste Staatsamt zu wahren.

Während die Geschworenen die Aussagen von Cohen hörten, bestätigte ein Berufungsgericht den von Richter Juan Merchan verhängten Maulkorberlass gegen Donald Trump: Die »gag order« untersagt Trump, sich öffentlich über Zeugen, Geschworene und andere Personen zu äußern, die mit dem Schweigegeldfall in Verbindung stehen. Er soll so daran gehindert werden, Zeugen anzugreifen oder die Identität der Geschworenen auszuplaudern. Trump hatte diese Verfügung angefochten.

Das Kreuzverhör von Michael Cohen wird am Donnerstag fortgesetzt. Er ist der letzte Zeuge der Staatsanwaltschaft. Danach wäre es an der Verteidigung, entlastende Zeugen aufzurufen, bevor es zu den Schlussplädoyers kommt. Die zwölf Geschworenen müssen in der Folge eine einstimmige Entscheidung treffen. Richter Juan Merchan würde im Falle einer Verurteilung das Strafmaß festlegen. Trump könnte gegen das Urteil aber Berufung einlegen. Selbst im Fall einer Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe dürfte Trump bei der Präsidentschaftswahl im November antreten.

vet/AP/dpa

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